‚Sharing‘ ist der neue Trend

Immer wieder begegnet uns dieses Wort: ob in ‚Carsharing‘, ‚Wohnungssharing‘, ‚Share Economy‘ und gar ‚Share dich drum!‘. Was genau ist unter ‚Sharing‘ zu verstehen, und können wir es auch anders sagen?

Am bekanntesten ist wohl ‚Carsharing‚, die organisierte gemeinschaftliche Nutzung von Fahrzeugen. Der englische Begriff (car = Auto, sharing = teilen) kam mit dem Konzept nach Deutschland, hat aber parallel auch deutsche Bezeichnungen erhalten, wie z.B. ‚Autoteilen‘ oder ‚Fahrgemeinschaft‘. Etliche regional oder lokal operierende Unternehmen haben sich dafür deutsche Markennamen einfallen lassen:

stadtmobil [1]; teilAuto [2]; Statt Auto: fahren und sparen [3]; willmobil: Wir teilen uns Autos [4]

Dennoch ist in Deutschland ‚Carsharing‘ als allgemeiner Begriff, bei Unternehmen gewiss auch mit internationalem Anspruch, weit verbreitet (vgl. Überblick in Wikipedia).

Inzwischen gibt es auch das ‚Wohnungssharing‚ – das ‚Teilen und Tauschen‘ von Wohnungen (vgl. Info Crowdcommunity.de). Über Online-Plattformen können private Zimmer oder Wohnungen für bestimmte Zeit vermietet bzw. gemietet werden. Mehr noch als beim ‚Autoteilen‘ sind hier jedoch rechtliche Probleme zu berücksichtigen, die mit dem Begriff ‚Sharing‘ ebenso wie den Entsprechungen ‚Teilen und Tauschen‘ elegant verdeckt werden. So titelt ein Stern-Artikel:

All diese Prozesse, ob auf Autos, Wohnungen oder andere Gebrauchsgüter bezogen, gehören zur  ‚Share Economy‚ (oder ‚Sharing Economy‚ / ‚Shareconomy‚). Auf Deutsch geht es hier um ‚Wirtschaft‘, doch wie könnte man ’share’/’sharing‘ wiedergeben?  Das Wort ‘teilen’ (in diesem Falle genauer: ‘mit jemanden etwas teilen’ oder ‘sich etwas teilen’) bringt zu wenig von der ‘share economy’ herüber, denn auch ‘tauschen’ und ‚leihen‘ gehören dazu. Als deutsche Entsprechung bietet sich daher die ‚Wirtschaft des Teilens und Tauschens‘ an (mehr dazu im Forum Sprachkritik und in Wikipedia).

Schließlich gibt es auch ‚Sharing‚ als Einzelwort, z.B. in dem Titel eines Gesprächs: „Wir teilen uns das! Sharing heißt der neue Trend.“ (Chrismon 12/2014). Hier soll der englische Begriff als Trendbezeichnung und ‚Hingucker‘ dienen.

Insgesamt ist ‚Sharing‘ sprachlich ein Vielkönner, ob allein oder in kurzen Wortverbindungen verwendet. Deshalb hat es gute Chancen, neben dem deutschen ‚Teilen und Tauschen‘ zu bestehen.

Zum Schluss noch ein Wortspiel: Mit der Losung „sharedichdrum“ wirbt die sozial-ökologisch ausgerichtete GLS-Bank um Kunden. Sie zielt auf die akustische und gedankliche Verknüpfung von ’share’=’teilen‘ und ’sich um etwas scheren’=’sich kümmern‘. Sprachlich reizvoll daran ist, dass beide Wörter (’share‘ und ’scheren‘) die gleiche Wurzel haben: indogermanisch [s]ker = ’schneiden‘ (u.a. abhäuten, scheren). Doch für das Wortspiel reicht der ‚gefühlte‘ Zusammenhang.

Sabine Manning

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