Mit Anglizismen ’schmücken‘?

Um ’sprachliche Verlotterung‘ in ARD-Sendungen ging es kürzlich in einem Interview des Spiegel. Daraufhin meldeten sich Journalisten in der Online-Zeitschrift Message zu Wort, u.a. Peter Littger mit einem Beitrag speziell zu Anglizismen.

 Warum heißt »Message« eigentlich nicht »Botschaft«, »Nachricht« oder gar »Funkspruch«?“ Mit dieser Frage zielt Littger auf die gleichnamige Zeitschrift, und so leuchtet auch seine Begründung ein: „Weil das hölzern klingen würde und jeweils semantisch verengt wäre – also weit weniger einladend und elegant als der englischsprachige Titel.“

Weniger nachvollziehbar ist hingegen seine Ansicht, dass dem Wort ‚Message‘ „eine normative, reflexive und kontextuelle Dimension innewohnt, die allen deutschen Übersetzungen fehlt„. Zumindest für den normalen Sprachgebrauch könnte man entgegenhalten, dass die entsprechenden Wörter ‚Botschaft‘, ‚Mitteilung‘, “Nachricht‘ oder ‚Funkspruch‘ je ihre eigene Ausdruckskraft haben, während ‚Message‘ (zumal unter Nicht-Englisch-Kundigen) mehr Klang als Klarheit rüberbringt (was für einen Zeitschriftnamen durchaus vorteilhaft sein kann!). Es kommt also auf den jeweiligen Kontext an.

Treffend kommentiert Littger das Für und Wider bei folgenden Anglizismen:

 Anglizismen Littger Text 1m

Wovor er warnt, sind hingegen die sogenannten ‚Pseudoanglizismen‘:

Anglizismen Littger Text 2m

Dass solche „ausgedachten“ Anglizismen auf Englischsprachler  „sinnleer“ wirken, wie Littger sagt, ist nur zu unterstreichen (vgl. unseren früheren Beitrag „Sieben ‚falsche‘ Anglizismen„). Und dass daher Journalisten, die solche Anglizismen verwenden und arglos ins Englische übertragen, „wie Deppen dastehen“, lässt sich auch gut nachempfinden.

Doch stellen ‚Pseudoanglizismen‘ wirklich, wie Littger meint, „eine Verrohung der englischen Sprache“ dar? Dagegen wäre einzuwenden, dass zwar deutsche Sprachschützer viel von ‚Verrohung‘ (ebenso wie ‚Verlotterung‘) sprechen, aber im englischen Sprachraum solche ‚Gefahren‘ kaum thematisiert werden. Hier geht es eher pragmatisch zu.  Wie ein englischer Publizist kürzlich schrieb: „There is no ‚proper‘ English: If people say it, it’s the right way to speak„!

Insgesamt sieht Littger Anglizismen (ausgenommen die Pseudoanglizismen) als eine Bereicherung des deutschsprachigen Ausdrucks an. Diese positive Sicht ist zu begrüßen! Weiter meint er, wohl auf Journalisten bezogen: „wir alle sollten uns heute ruhig mit englischen Begriffen schmücken„. Über diesen ‚Schmuck‘ kann man natürlich geteilter Meinung sein. Wir werden in unseren weiteren Beiträgen mit konkreten Beispielen darauf zurückkommen!

Sabine Manning

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