Wanted: Treffende Titel für Hollywood-Filme!

Alle sind gespannt: Der neue „Star Wars“-Film kommt gerade in die deutschen Kinos. Der englische Untertitel verspricht einiges: „The Force Awakens“. Schade nur, dass deutsche Fans mit der eher spröden Variante „Das Erwachen der Macht“ leben müssen. Dabei kommt „Star Wars“ noch gut weg! Anderen Hollywood-Filmen ergeht es denkbar schlechter. Wer kam beispielsweise auf die fragwürdige Idee, den Titel der Komödie „The Night Before“ in „Die Highligen drei Könige“ zu verwandeln? Ganz zu schweigen von der denglischen Wortschöpfung. Hinter solchen Ungeheuern steckt ein grundsätzliches Problem. Wer auch immer sich deutsche Titel für Hollywood-Filme ausdenkt, hat oft wenig Sprachgefühl. Diese Ignoranz ist erstaunlich, geht es doch im Filmgeschäft um Millionen, die nicht zuletzt durch geschicktes Marketing verdient werden. Das Jahr 2015 offenbart das gesamte Spektrum – von treffenden bis zu unmöglichen Titelversuchen. Ich zeige vier typische Modelle und diskutiere was am besten geht.

Ein kurzer Blick auf die Liste der Filme aus diesem Jahr zeigt klar: Es gibt keine echte Logik, wie englische Originaltitel vom deutschen Filmvertrieb behandelt werden. Manche Titel werden übersetzt, manche nicht. Manche Kreationen sind gelungen, andere nicht. Dabei finden sich vier Grundmodelle, von denen drei funktionieren können – aber auch nicht immer. Hier eine Schnellanalyse:

A: Das Original – Modell „Everest“. Oft besteht gar kein Grund für eine Übersetzung. Filmtitel wie „Everest“ und „Macbeth“ sind selbsterklärend. Eigennamen, die jeder kennt. Ähnliches gilt für Titel wie „Hunger Games“ oder „Mission: Impossible“, die als Original enormes Marketing-Potenzial besitzen. Sie zu ersetzen wäre unklug, daher finden sie sich in deutschen Filmtiteln wieder. Insgesamt geht der Trend dahin, dass immer mehr Originaltitel so belassen werden. Hieß der erste „Star Wars“-Film 1977 noch „Krieg der Sterne“, wird heute nicht mehr übersetzt. Und das vornehmlich junge Publikum mag auch nichts dagegen haben. Manchmal kann sogar ein eher schlichter Originaltitel, wie „Love“, einem Film mehr Anziehungskraft verleihen. Problematisch wird es mit Titeln, die verwirren, wie etwa „The Gift“. Der kleinste Zweifel, ob es sich um ein Geschenk oder doch um ‚Gift‘ handelt, lenkt unnötig vom Film ab. Eine Übersetzung wäre hier sinnvoll. Das trifft um so mehr auf Titel zu, die viele Deutsche nicht auf Anhieb verstehen. Beispiele sind „Maze Runner“ oder „The Last Witch Hunter“.

B: Die Titelkreation – Modell „Stirb langsam“. Übertragungen ins Deutsche sind manchmal sinnvoll. Oft sind deutsche Titelschöpfungen jedoch klischeehaft und haben wenig mit dem Original zu tun. Jüngstes Beispiel: Der Film „Burnt“ (Original), der die tragische Geschichte eines gescheiterten Chefkochs erzählt. Der deutsche Titel: „Im Rausch der Sterne“ – eine Anspielung auf die Ambitionen des Kochs, Michelin-Sterne als Auszeichnung für seine Kochkunst zu erhalten. Aber wo bleibt das tragische Moment im deutschen Titel? Wäre eine schlichte Übersetzung – „Verbrannt“ – nicht viel effektiver gewesen? Ein selten gutes Beispiel deutscher Titelschöpfung ist „Stirb langsam“ – der Filmtitel der bekannten amerikanischen Actionfilm-Reihe mit Bruce Willis, die auch 2015 wieder ins Kino kam. Der Originaltitel „Die Hard“ war und ist etwas schwer verständlich für Deutsche. Und leider ist auch eine treffende Direktübersetzung kaum möglich. Aus dieser Not entstand ein neuer, kreativer Titel, der sich bis heute in das Gedächtnis vieler Deutscher eingeprägt hat. Aber viele neue Titel treffen eben nicht ins Ziel, wie „Rausch der Sterne“ oder „Die Highligen drei Könige“ zeigen. Kreativität, aber auch Prägnanz, Nähe zum Original und Sprachsinn sind hier gefragt. Eine Aufgabe für Profis.

C: Die Teilübersetzung – Modell „Star Wars“. Eine dritte Variante, die sich immer mehr durchzusetzen scheint, ist die Teilübersetzung: der Haupttitel wird belassen, aber der Untertitel eingedeutscht. Beispiel: „Star Wars – Das Erwachen der Macht“. Idealerweise schlägt man hier zwei Fliegen mit einer Klappe: Man bewahrt die Schlagkraft des Originals und trägt außerdem zur allgemeinen Verständlichkeit bei. Dies kann aber auch nach hinten losgehen, wie diese Kreation zeigt: „Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste“ – ein neunsilbiger Zungenbrecher, der wenig mit dem Original-Untertitel („The Scorch Trials“) zu tun hat und eher verwirrt. Eine weitere Variante der Teilübersetzung ist die Übersetzung mit Erweiterung, um dem Filmtitel mehr ‘Punch’ zu verleihen. Beispiel: „Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse“. Man könnte meinen, im Original heißt der Film „Scouts vs. Zombies“ – in Wahrheit ist es eine Erweiterung vom Original „Scouts Guide to the Zombie Apocalypse“. Solche Modifikationen sind allerdings tückisch: Der unbedarfte Leser könnte vermuten, dass es sich bei ‘Scouts’ auch um Monster oder eine andere Spezies handelt, die es unvermittelt mit Zombies zu tun hat. Film-Marketing und Irreführung gehen hier Hand in Hand.

D: Die Zusatzerklärung – Modell „Der Marsianer“. Eine vierte häufige Praxis – und zugleich Unart – deutscher Titelschöpfungen ist die ‘Zusatzerklärung’. Immer mal wieder werden Originaltitel nicht nur übersetzt, sondern mit einem zusätzlichen Untertitel versehen, der den Film erklären und dem Publikum näher bringen soll. Ob er das wirklich macht, ist allerdings sehr fraglich. Bestes Beispiel dieses Jahr: die hervorragende Science-Fiction-Komödie „The Martian“, nach dem gleichnamigen Buch. Im deutschen Kino heißt es: „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“. Was soll dieser Zusatz!? Warum können wir das deutsche Publikum nicht im Ungewissen darüber lassen, was es mit dem Marsianer so auf sich hat? Warum müssen wir die Rettungsmission vorwegnehmen? Ein anderes Beispiel: „Bridge of Spies: Der Unterhändler“ (Original: „Bridge of Spies“) – ein historisches Drama von Steven Spielberg. Wozu müssen wir schon im Titel vom ‘Unterhändler’ wissen? Ist es nicht spannender, das erst im Film herauszufinden? Sollten wir Regisseur Spielberg nicht vertrauen, dass er mit seinem Originaltitel schon genug sagt?

Die Schnellanalyse zeigt: es ist nicht allzu schwer herauszufinden, ob eine Übersetzung des Originaltitels überhaupt nötig ist. Wenn ja, gibt es verschiedene elegante Lösungen: Manchmal erfüllt eine direkte Übersetzung den Zweck, häufig ist allerdings eine ‘Neukreation’ oder eine Teilübersetzung effektiver. Diese sollte aber einprägsam sein und dem Original nahestehen. Auf deutsche Zusatzerklärungen des Originaltitels hingegen sollte man verzichten.

Was meinen Sie? Welche guten Beispiele gibt es für deutsche Titel englischsprachiger Filme? Und wie kann man bestehende Titel verbessern? Besteht das Übersetzungsproblem auch dann noch, wenn wir dazu übergehen, englische Filme ausschließlich im Original zu zeigen? Oder wird das Problem damit lediglich auf die ‘Untertitel’ im wahrsten Sinne verschoben? Und wie vergleichen sich Trends in Filmtiteln mit Fernsehserien aus den US, die Matthias Heine in der Welt (16.10.15) erörtert hat? Kommentare jeder Art sind willkommen!

Gastbeitrag von Stephan Manning

Bildquelle: Artikel “Drehbuch brachte John Boyega zum Heulen” von Marcel Benz, gamestrust.de (24.9.2015)

4 Gedanken zu „Wanted: Treffende Titel für Hollywood-Filme!

  1. Bei englischsprachigen Titeln von Filmen oder Büchern für den deutschen Markt geht es nicht in erster Linie um eine korrekte, wortgetreue Übersetzung, sondern vielmehr um knallhartes Marketing. Filme wie Bücher wurden mit vielen Millionen Dollars aufwendig produziert, synchronisiert und übersetzt. Jetzt ist Zahltag und es geht endlich darum, Kasse zu machen. Filme sollen Menschen in Scharen in die Kinos locken, DVD’s und Bücher wollen in mehreren Auflagen verkauft werden. Wie bei einer Zeitungsüberschrift wecken reißerische Titel viel stärker als banale Titel unsere Aufmerksamkeit und sorgen – nomen est omen – für Schlagzeilen: Zeilen, um die man sich schlagen musste, die früher marktschreierisch von Zeitungsjungen verkündet wurden und für die ihnen die Gazetten regelrecht aus den Händen gerissen wurden.

    Das Leben ist hart. Warum sollte es der Tod nicht auch sein? Die hard! Ob man nun langsam oder qualvoll oder auf die harte Tour stirbt, ist Bruce Willis alias John McClane schlichtweg egal. Schließlich ist es nicht er, der den ihm zugedachten langsamen Tod live genießen darf, sondern es sind die Bösewichte und hinterhältigen Schurken, die Bruce reihenweise ins Gras beißen lässt. Nicht langsam, aber schnell und effektiv. Und meistens schickt Bruce dem Sterbenden als letzten Gruß noch seinen inzwischen kultigen Bruce-Spruch „Jippie-Ya-Yeah, Schweinebacke!“ hinterher. Was tut es da zur Sache, wenn Bruce in der englischsprachigen Originalfassung ein nicht weniger markantes „Yippie-ki-yay, motherfucker!“ verlauten lässt. Künstlerische Freiheiten nehmen keine Rücksicht auf solche Feinheiten. In einem anderen Stirb-Langsam-Film („Jetzt erst recht“; Originaltitel: „Die Hard with a Vengeance“) ist an dieser Stelle Bruce in der deutschen Synchronisation stattdessen sogar mit „Happy Birthday, Schweinenase!“ zu hören.

    Sicherlich gibt es nicht nur bei den filmischen Handlungen qualitative Unterschiede, sondern auch bei den Titeln. Während man bei millionenschweren oscargekrönten Blockbustern auch erwarten darf, dass für die Übersetzung des Filmtitels ebenfalls auf professionelles Handwerk gesetzt wird, ist bei vielen sog. B- und C-Movies der Titel durchaus passend zur Handlung: trashig, billig und grottenschlecht. Häufig verfährt man dabei auch nach dem bewährten Strickmuster: Sex sells, Blut muss spritzen und „Lieber Gott, bitte lass Hirn regnen!“. So tat es z.B. dem Film „Faster, Pussycat! Kill! Kill!“ (USA 1965), keinen Abbruch, dass er unter dem deutschen Titel „Die Satansweiber von Tittfield“ in die hiesigen Kinos kam. Handelte der Film doch davon, wie drei Go-Go-Tänzerinnen mit XXL-Brüsten weinerliche Männer drangsalieren. Der Titel war zwar offenherzig und tittig, aber somit ebenso wenig feingeistig wie die Filmhandlung. Niemand behauptet, dass künstlerische Freiheit im Widerspruch zu Sinnfreiheit stehen muss.

    Die Titelübersetzung lässt meist auch unverhohlen die Absichten des Filmverleihers erkennen. Aus der Filmkomödie „Dodgeball: A True Underdog Story“ (USA 2004) wurde „Voll auf die Nüsse“. In der Produktion von und mit Ben Stiller steht der amerikanische Dodgeball im Mittelpunkt, eine Teamsportart, die dem deutschen Medizinball-Völkerball ähnelt. Dem deutschen Kinopublikum sollte die Komödie als eine dumpfe und prollige Brachialklamotte schmackhaft gemacht werden. Das erklärt auch, wie man von „Völkerball“ auf „Nüsse“ kommt, denn der Film wurde treffenderweise mit einem Plakat beworben, auf dem Ben Stillers erogene Hauptzone durch einen massierten Wurf in den Unterleib empfindlich malträtiert wurde.

    Die Tatsache, dass der deutsche Filmverleiher den Actionfilm „Black Eagle“ (USA 1988) unter dem Titel „Red Eagle“ in die Kinos brachte, wirft die Frage auf: Warum? Antwort A: der Filmverleiher war farbenblind. Antwort B: der Filmverleiher wollte Verwirrung stiften und statt der tristen Unfarbe Schwarz für Buntheit sorgen. Antwort C: in dem Martial Arts-Action-Thriller, der die alten Ost-West-Klischees einfaltslos aufwärmt, kämpft die gute alte CIA natürlich gegen den bösen KGB. Und in der Hauptrolle des roten Schurken spielt kein Geringerer als Jean-Claude Van Damme. Deshalb bekam nicht nur das Titelplakat einen roten Hintergrund, sondern auch der schwarze Adler rote Federn verpasst. Auf diese Weise sollte wohl doppelt unmissverständlich für ideologische Klarheit gesorgt werden.

    Ein Hoch auf völlig anspruchslose, lyrisch stumpfsinnige Titel für ein vollkommen anspruchsfreies Vergnügen!
    Weitere Beispiele für Filmtitelpannen finden Sie unter: http://www.zehn.de/ich-glaub-mich-knutscht-ein-elch-185717-2

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  2. Pingback: Sprachkritisch unterwegs – Foruminfo 07/2015 | Forum Sprachkritik und Politik

  3. Interessante Diskussionen zum Blogbeitrag „Wanted: Treffende Titel für Hollywood-Filme“ gab es auch im Netzwerk XING. Hier sind ausgewählte Kommentare aus vier Expertengruppen zusammengestellt, mit freundlicher Zustimmung der Beteiligten:

    XING-Gruppe Treffpunkt Fremdsprachen

    Florian Friedrich – 16.12.2015
    Da kann ich nur den guten alten Western … The good, The bad & The ugly erwähnen. Wie war nochmal die deutsche Version?… ach ja: Zwei Glorreiche Halunken.

    Gabriele Braun – 17.12.2015
    „Der Gute, der Böse, und der Häßliche“ fände ich auch nicht besser, eher noch schlimmer. Wie klingt der Originaltitel eigentlich für einen English native speaker?

    John Manning – 17.12.2015
    Speaking as an Anglo who doesn’t know the film, I find the title „The good, the bad and the ugly“ fine. Starting with a moralising contrast – ‚good‘ versus ‚bad‘, it then adds a new depth with „the ugly“. Whereas „Zwei Glorreiche Halunken“ suggests a quite different form of confrontation.

    XING-Gruppe Deutsch für Profis

    Tilman Schmidt – 18.12.2015
    Inwiefern finden Sie „Das Erwachen der Macht“ spröder als „The Force Awakens“?

    Sabine Manning – 19.12.2015
    Ich finde, das englische Verb ‚awakens‘ ist lebendiger als das deutsche Substantiv ‚Erwachen‘. Aber natürlich würde ‚Die Macht erwacht‘ noch schlechter klingen. Doch ist ‚Macht‘ überhaupt das treffende Wort? Englisch ‚force‘ ist vor allem ‚Kraft‘, auch ‚Gewalt‘, während ‚Macht‘ eher dem englischen Wort ‚power‘ entspricht. Allerdings stammt ‚Macht‘ schon aus der früheren deutschen Fassung von ‚Star Wars‘ – dabei sollte es wohl bleiben!

    Terence Horn – 04.01.2016
    „The good the bad and the ugly“ Was soll das? „Zwei glorreiche Halunken“ ist in dem Fall im Längen besser. Oder „Lock, stock and two smoking barrels“ totaler Blödsinn! Schon besser: „Bube-Dame-König-Gras“. Es geht also auch andersrum.

    XING-Gruppe Politik

    L.-Maximilian Rathke – 22.12.2015
    Es gibt tatsächlich einige unmögliche Übersetzungen von englischsprachigen Filmtiteln, vor allem komplett an der eigentlichen Wortbedeutung vorbei wie man z.B. bei Harry Potter „Chamber of Secrets“ sieht, was mit Kammer des Schreckens übersetzt wurde. Seit wann heißt „secret“ Schrecken? Doch wohl eher „Geheimnis“. Und so gibt es viele Beispiele von schlechten Titelübersetzungen.
    Aber auch die Synchronfassungen, die über die Originalsprache der Schauspieler gelegt wird, ist oftmals nicht mit dem englischen Original zu vergleichen. Wortspiele, Wortwitz etc. in der englischen Fassung gehen oft genug verloren.

    Thilo Lemke – 22.12.2015
    Vollste Zustimmung. Es gibt aber auch, wenige zwar, Ausnahmen in welchem die synchronisierte Fassung besser ist. Beispiel einer TV Serie: „married with children“ ist in der OV weichgespuelt, die Synchronfassung bissig und mitunter saukomisch. Generell aber ist die OV so gut wie immer besser.

    Malte Krüger 23.12.2015
    Bei der Wahl der Titel kommt es nicht immer auf die wortgetreue Übersetzung an. Eine Titelwahl kann sehr wohl gelungen sein, wenn der Titel eine Idee des Films trifft. Nehmen wir als Beispiel den Film „Spiel mir das Lied vom Tod“. Dieser Film heißt im italienischen Original „C’era una volta il West“ oder in der englischen Fassung „Once Upon a Time in the West“. Der deutsche Titel hat mit den anderen beiden Titeln nichts zu tun. Von einer Übersetzung kann keine Rede sein. Dennoch ist der Titel in meinen Augen sehr gelungen. Obgleich die Titelwahl eine Anpassung an die Wahrnehmungsgewohnheiten der deutschen Kinozuschauer ist. Der Titel ist gelungen, weil er beziehbar ist auf den Gestaltungswert des Films als Oper, indem jede Hauptfigur ein musikalisches Leitmotiv erhält. Das heißt, der Titel verweist auf die Kernatmosphäre des Films und auf die Zeichenträgerschaft der Musik. Damit hat der deutsche Titel einen transzendentalen Wert. Der Titel der italienischen und englischen Fassung besitzt ebenso diesen transzendentalen Wert. Denn die Übersetzung „Es war einmal im Westen“ verweist auf den Erzählcharakter des Films und stellt damit einen Bezug zum Thema des Films her, nämlich die Mythologie des amerikanischen Traums. Jeder kann für sich entscheiden, welchen Titel er bevorzugt. Ob bei „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ ein Übersetzungfehlgriff vorliegt oder nicht, ist ziemlich unerheblich, da der Film nichts bedeutet, außer dass er Unterhaltung für Kinder darstellt. Es ist keine Transzendenz vorhanden. Deswegen ist es gleichgültig, ob im Titel nun Schrecken oder Geheimnis steht. Der Titel „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ ist demnach nicht als Interpretationsfolie tauglich, weil in der Geschichte nichts zu interpretieren ist.

    XING-Gruppe Übersetzer-Lounge

    Gohar Zatrjan – 29.12.2015
    Ein sehr interessanter Artikel! Ich habe mich bisher immer gefragt, wie es kommt, dass die deutschen Titel der Originale meistens so eigenartig sind und dem Original so gar nicht nahekommen. Der Artikel hat mir vieles verständlich gemacht. Ich persönlich finde das Modell A – also die Beibehaltung des Originaltitels – gut. Wer mit englischen Titeln wie „The Gift“ Verständnisprobleme bekommt, könnte doch ein Wörterbuch zur Hand nehmen 🙂

    Andreas Rodemann – 05.01.2016
    Es gibt auch noch mindestens eine weitere Variante, die mir bei der Lektüre des Fernsehprogramms schon untergekommen ist: Neue englische Titel statt der ursprünglichen Titel. Leider habe ich grad kein Beispiel zur Hand.
    Die Übersetzung oder Beibehaltung von Film- und Serientiteln halte ich für ein sehr schwieriges und komplexes Thema, denn zusammen mit der Beschreibung des Films entscheidet der Titel mit über Erfolg oder Nichterfolg.
    Da jedoch wohl niemand aufgrund des Filmtitels allein ins Kino geht, ist die Beschreibung und eine gute Geschichte genauso wichtig. Von daher halte ich so Zusätze wie bei “Der Marsianer – Rettet Mark Watney” für nicht wirklich schlimm, wenn auch meist überflüssig und erheiternd. Wobei ich subjektiv das Gefühl habe, dass die Deutschen, wenn sie Zusätze anbringen wollen, immer gerne etwa mehr oder weniger lustiges anfügen – vor dem Hintergrund, dass die Deutschen international aus ausgesprochen humorvolles Völkchen gelten (eher nicht), doch eher etwas absurd.
    Die Beibehaltung des Originals finde ich nicht wirklich gelungen und das leisten sich auch nur Länder, die von sich glauben, dass das Niveau der Englischkenntnisse ziemlich hoch sei und Länder, die sich gleich die Sychronisierung und evtl. sogar die Untertitelung schenken, weil selbiges viel zu teuer würde für die paar Hunderttausend Leute, die sich den Film ansehen würden. Im Umkehrschluss würde ich dann aber auch sagen: Wenn wir schon einen Film synchronisieren, dann bitte auch einen deutschen Titel. Immer wenn ich einen englischen Titel sehe, verleitet es mich zu der Annahme, der Film würde im Originalton gezeigt. Angesichts der gefühlten Englischkenntnisse der Deutschen ist die Vorführung von Filmen im OT immer noch ein Randprodukt.
    Übrigens: In meiner Jugendzeit hieß „Star Wars“ sogar noch „Krieg der Sterne“.

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