Aus vielen Sprachen und auf unseren Computern, Fernbedienungen und sonstigen elektronischen Geräten ist es nicht mehr wegzudenken, dieses ‚OK‘. Zugleich darf es als Amerikas wichtigster kultureller Exportartikel gewertet werden. Seine Entstehungslegenden sind Legion:
Seien es die Initialen, die der deutsche Einwanderer Otto (Oskar, Olaf, …) Kaiser (Krause, Krüger, …) nach gründlicher Überprüfung von Fords legendärem Model T am Ende des Fließbandes mit weißer Kreide auf die schwarze Fahrertür schrieb. Oder seien es jene des Bostoner Bäckers Otto Kimmel auf dessen beliebten Vanilleplätzchen. Diese und viele andere Legenden können ebenso plausibel wie fantasievoll erdacht sein. Boston bleibt in diesem Kontext allerdings eine wichtige Markierung, denn der Linguist Allan Walker Read entdeckte in der Boston Morning Post vom 23.3.1839 das bewusst falsche Akronym ‚OK‘ für ‚All Correct‘ („Oll Korrekt“). Schnell verbreitete es sich über den ganzen Kontinent und gelangte per Transatlantikkabel auch bald nach Europa. Bei Bill Bryson (Mother Tongue, Penguin 1991) und mehr noch in Allan Metcalfs Buch mit dem schlichten Titel ‚OK‘ (Oxford University Press 2011) lassen sich viele weitere Details nachlesen.
In kommunikativer Hinsicht ist dieses gesprochene Steno bzw. dieser Initialismus so zu verstehen wie heute etwa das FAQ (Frequently Asked Questions) oder BTW (By The Way) oder LOL (Laughing Out Loud) etc. Rein grammatisch kann es als Adjektiv daherkommen (Ich bin OK.), als Adverb (Mein altes Rad fährt noch OK.) oder auch als Nomen (Ihr habt mein OK.). Im Englischen – wo OK schließlich herkommt – kann man das Wort auch verbal verwenden (z.B. ‚They OK’d my paper.‘), aber das geht natürlich (noch!?) nicht im Deutschen. Oft dient es aber auch nur als Interjektion (OK, dann ist das eben so.). Ein Sehr-, Höchst- oder Mindest-OK gibt es in der Regel nicht und dazu auch keine Steigerung. Das Eine kann nicht okayer sein als das Andere. OK ist eben OK, gut so, fertig, thumbs up!
Was also wirklich zählt, ist der Pragmatismus dieses Kommunikationsmittels. Es kann Zustimmung, Kritik und Akzeptanz ausdrücken, Wohlbefinden und Sicherheit, bzw. die Fragen danach (Bist du wieder OK?). Es kann sich auf das Funktionieren von Geräten beziehen und Qualitätsaussagen treffen (Die Milch ist noch oder nicht mehr OK.). Man kann damit Kritik und Widerspruch vermeiden (OK, ich bin kein Experte, aber…). Und man kann damit Zugeständnisse machen (OK, OK, du hast ja recht.). Mit dieser Doppelung kommt schließlich doch noch etwas Emphase zum Ausdruck, was übrigens auch ein langgezogenes OOO-KEEE leisten kann.
So ist dieses ‚OK‘ ein echter ‚Allrounder‘ und Globalisierer mit dem Angebot einer ganzen Philosophie: Es ist effektiv, kurz und bündig. Es ist schnörkellos, schlicht und simpel. Es ist meist affirmativ, positiv, tolerant und optimistisch, jedoch auch neutral-nüchtern, praktisch und down to earth, wenn auch bei der Mondlandung ja als viertes Wort gebraucht und in der Raumfahrt ohnehin unentbehrlich.
Metcalf schlägt in seinem o.g. Buch vor, den Tag der Entdeckung des ‚OK‘, also den 23. März, zum ‚OK‘-Tag zu ernennen. Das wäre doch OK, oder?
Helmut Reisener / John Manning
Es ist schon ein Sprachwitz, dass es sich bei OK um eine absichtliche Falschschreibung („oll korrekt“) handeln soll und für die Abkürzung „all correct“ steht, an der eben gar nichts korrekt ist. Aber das ist o.k. so, denn ich bin für Sprachwitz empfänglich. Und ich plädiere auch für einen Welt-OK-Tag. Und wenn Taucher weltweit als unmissverständliches Handzeichen den aus Daumen und Zeigefinger gebildeten Kreis verwenden, finde ich das völlig in Ordnung. Okay, ich habe auch Verständnis dafür, dass Autofahrer, Polizisten und Brasilianer dasselbe Handzeichen als „Arschloch“-Beschimpfung missverstehen. Damit wäre ja alles klar und mit dem OK alles geklärt. Dem Okay habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Klar doch, ein Okidoki zum Abschluss darf auch bei mir nicht fehlen.
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Vielen Dank, Herr Schmid, für Ihren sprachwitzigen Kommentar und Ihre Zugabe zum OK-Sammelsurium: ‚Okidoki‘!
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